“Ich bin doch nicht verrückt, ich spüre doch, dass da etwas ist!“

Ihr Arzt findet keinen körperlichen Befund und trotzdem spüren Sie die Beschwerden. Oder es liegt ein Befund vor, doch Ihre Beschwerden halten sich hartnäckig. Irgendwie fühlen Sie sich allein gelassen, mit allem was Sie zu erdrücken scheint.
Alles dreht sich immer wieder im Kreis, als ob es kein Entkommen gibt, wie in einer Endlosschleife gefangen.
„Wie kann es denn nur sein, dass ich mich so fühle? Keiner findet etwas Konkretes oder meine vorhandenen Beschwerden wollen einfach nicht heilen.“

Nehmen wir einmal an:
Sie regen sich über einen Sachverhalt kurzzeitig auf. Was passiert?

Ihr Körper reagiert sofort auf Ihre inneren Gedanken. Ihr Herz schlägt schneller, Ihr Blutdruck steigt, Ihr Appetit verringert sich und Ihre Muskulatur spannt sich an (nicht nur die willkürliche, sondern auch die ihrer Organe). Ihr ganzer Körper gerät unter Spannung. Eine ganz normale Reaktion Ihres Körpers. Ist die Aufregung vorbei, entspannt sich Ihr Körper wieder.

Was passiert aber, wenn Sie unter nicht aufhörenden Belastungen leiden?
Dazu können zum Beispiel gehören:

  • Sorgen
  • Ärger
  • Druck
  • Verzweiflung
  • Anhaltende Traurigkeit
  • Nicht aufhörendes Gedankenkarussell
  • Stress
  • Überforderung
  • Ängste
  • Einsamkeit
  • Unzufriedenheit
  • Sich ständig unbewusst selbst abwerten
  • Erinnerungen, die einfach nicht zu löschen sind
  • Sich so oft nicht „gesehen“ fühlen – egal wieviel Leistung Sie bringen, selbst wenn es bis zur Erschöpfung ist (von Ihrem Partner, Familie, Vorgesetzte, Kollegen, Freunde).

Und so individuell wie wir Menschen alle sind, so gibt es für jeden von uns ganz individuelle Belastungen, die uns einfach nicht zur Ruhe kommen lassen.

Dabei reagiert Ihr Körper! Nur nicht kurzzeitig, sondern anhaltend.
Zu Anfang sind es erst nur Kleinigkeiten, die sich einstellen. Nach einem gewissen Zeitraum werden es mehr körperliche Einschränkungen, bis Sie sie nicht mehr verdrängen können. Die Beschwerden werden nach „außen sichtbar“. Arztbesuche, Krankschreibungen und Einschränkungen Ihres Lebens. Solange wie Ihre Belastungen Sie gefangen halten, so lange steht Ihr Körper unter Spannung. Beispielsweise ist es schier unmöglich Ihren Blutdruck zu senken, solange Sie unter Druck stehen oder Ihren Ärger immer und immer wieder „herunterschlucken“.
Wenn Sie Angst haben, fängt Ihr Körper an zu zittern und zu schwitzen. Denn in der Angst können Sie die Reaktion Ihres Körpers nicht abschalten. Es ist physisch nicht machbar gleichzeitig entspannt und angespannt zu sein.
Genauso reagiert Ihr Körper auf andere Begebenheiten oder Gefühle. Ihr Körper entscheidet nicht, dass er bei gewissen Belastungen reagiert und bei anderen nicht. Er reagiert immer. Im Positiven wie im Negativen.

Ihr einziger Einfluss besteht darin, aus der Belastungsfalle auszusteigen. Nur so sind Sie in der Lage ihren Körper zu entlasten und ein Stück Lebensqualität zurück zu gewinnen.

Betrachten wir das kurz einmal aus einer anderen Perspektive. Ihr Körper und Geist sind ein ausgeklügeltes Frühwarnsystem. Ihr Körper zeigt Ihnen auf perfekte Art und Weise, dass Sie auf einem anderen Weg sind als dem Ihren. Dass der eingeschlagene Weg Sie krank macht, Sie immer mehr einschränkt, desto weiter Sie ihn gehen. Er sagt Ihnen „STOP, bitte gehe nicht so weiter.“ Aber es gibt noch eine andere Stimme in uns, die sagt: „Das kann nicht sein, was haben denn meine Beschwerden mit meiner Lebensweise/weg zu tun?“ „Davon habe ich ja noch nie was gehört“! „Na, das hört sich ja alles nach Erfindung an, wenn man nicht mehr weiter weiß, kommen solche Fantasien auf und verstecken sich hinter schlauen Sätzen, damit wäre dann der Arzt fein raus“. „Ich bin doch nicht verrückt, ich spüre doch, dass da etwas ist!“ Vielleicht macht es Sie am Ende sogar wütend auf die Bedürfnisse Ihrer Seele aufmerksam gemacht zu werden.
Und diese Stimme sorgt auch dafür, dass Sie auf dem falschen Weg bleiben.

Wieso fällt es uns denn nur so schwer, unser eigenes Frühwarnsystem dankend, bewusst und liebevoll anzunehmen?

Irgendetwas hindert Sie, einmal genauer hinzuschauen, was Sie so festhält.

Was ist es, was Sie davon abhält hinzuschauen?
Was ist es, dass Sie lieber Schlafstörungen, Schwindelgefühle, Bluthochdruck, Merk- und Konzentrationsstörungen, Nachlassen Ihrer Vitalfunktionen, Erschöpfungszustände, jegliche Arten von Schmerzen (Kopf-, Muskel-, Bauch-, Unterleib-, Rückenschmerzen, um nur einen kleinen Teil zu nennen) usw., usw., usw., aushalten, bevor Sie sich ihrem Inneren stellen?

Welche Ängste nehmen Sie in Kauf oder haben solch einen Einfluss auf Sie, dass Sie sogar auf Ihre Freude am Leben ein Stück weit verzichten?

  • Ist es die Angst vor Veränderungen, geliebte und geschätzte Gewohnheiten aufzugeben?
    – Was lässt Sie eigentlich davon so überzeugt sein, dass sich ALLES verändern muss? –
  • Ist es die Angst alles in Ihnen Vergrabene könnte auf einmal hoch kommen, so dass Sie das Gefühl haben die Kontrolle zu verlieren, in ein tiefes Loch zu fallen und nie wieder da raus zu kommen?
    – Vielleicht möchte ja endlich alles nach oben kommen. Nicht mehr unterdrückt und nicht nur vom Körper oder Gemütszustand nach außen gebracht werden. –
  • Ist es die Angst nicht mehr geliebt zu werden?
    – Sie sind auch dann ein liebenswerter Mensch. –
  • Ist es die Angst, Sie könnten nicht mehr „gesehen“ werden? Mit allem alleine gelassen zu werden? Ist es Ihre einzige, gefühlte Möglichkeit „gesehen“ zu werden? Weil, wenn es Ihnen gut geht, kümmert sich kein Mensch um Sie. Kein Verständnis, kein Ohr, das zuhört, keine Trost spendenden Worte. Als ob Sie nicht wirklich existieren. Sich „Nur so da“ fühlen würden?
    – Wenn es Ihnen gut geht, werden Sie mehr gesehen als je zuvor. Nur auf einer anderen, schöneren Ebene. –
  • Ist es die Angst, Ihre Existenz zu verlieren, wenn Sie anfangen sich selbst und Ihre Bedürfnisse zu sehen?
    – Welch ein schönes Gefühl kann es sein, endlich seine Bedürfnisse zu leben und anzuerkennen. –
  • Ist es die Angst dadurch einsam zu werden?
    – Sind Sie wirklich einsam oder lassen unsere Gefühle und Gedanken zu unserem Erlebten einsam werden? –
  • Ist es die Angst verzichten zu müssen? Verluste hinzunehmen?
    – Es könnte daraus auch eine Bereicherung entstehen. –
  • Ist es die Angst dann keine Zeit mehr zu haben für die unendlich vielen Pflichten, die doch alle erledigt werden müssen?
    – Vielleicht erkennen Sie, dass nicht alle Pflichten wirklich Pflichten sind, sondern nur von uns selbst auferlegte Pflichten sind. –
  • Ist es die Angst vor einem riesigen Berg zu stehen? Auf einmal bewusst wahr zu nehmen, wie riesig sich Ihr Berg anfühlt und Sie gar nicht wissen, wo Sie anfangen sollen?
    – Berge können auch eine wunderbare Herausforderung sein. Es ergeben sich immer neue Pfade und Wege, einen Berg zu besteigen. –
  • Ist es die Angst Ihre vielen gelernten Muster und Lebensstrategien könnten sich als gefühlt „falsch“ erweisen? Und nur allein dieser Gedanke lässt Sie vor allen Veränderungen zurück schrecken, um lieber im Gewohnten zu bleiben?
    – Gibt es wirklich ein Falsch oder waren es einfach nur verschiedene Wege die ausprobiert wurden? –
  • Ist es die Angst nicht perfekt zu sein und somit von anderen Menschen negativ bewertet zu werden? Sie könnten dadurch von Ihrer Familie, Ihren Freunden, Nachbarn, Kollegen ausgeschlossen werden? „Was die alles können und schaffen. Und ich?“
    – Sie sind perfekt, mit allem was Sie ausmacht und Sie sind. Nur Ihre Sichtweise der Dinge hält Sie davon ab, das JETZTIGE SIE SELBST
    anzuerkennnen. –

Was lässt Sie in Ihrem Zustand verweilen, obwohl Ihr Leben immer eingeschränkter wird? Was ist es wirklich, was Sie diesen Zustand aushalten lässt?
So viele Ängste, die auf Sie einwirken können. Die Auflistung ist nur ein kleiner Teil. Jeden Menschen lassen andere Ängste einengen und einfach nicht weiterkommen.

Vielleicht haben Ihnen die Zeilen den Anstoß gegeben, um diese ganzen Muster durchbrechen zu wollen. An diesem Punkt angelangt zu sein, nicht mehr weg, sondern hin zu schauen, um endlich den Kreislauf zu stoppen, in den Sie ganz langsam und schleichend oder auch abrupt geraten sind.

Wie positiv würden Sie sich fühlen, auf einmal wieder mehr Lebensfreude zu empfinden?

Diesem verrückten Kreislauf entronnen zu sein?

Wäre das nicht toll wieder „eigen“- anstatt „fremd“-bestimmt zu sein?

Vielleicht lohnt sich doch ein Blick und Sie nutzen die Chance, um eine neue Freude am Leben kennen zu lernen.

Ein erster kleiner Schritt kann so viel Großes bewirken.

© 2018 Simone Redlich